
Ich komme mir langsam vor wie Miss Marple. Nur als Endometriose-Patientin ist man das Opfer und die Detektivin zugleich. Irgendwas kommt einem immer faul vor, wenn man mit seiner Endo so vor den Ärzten sitzt, oder? Tja, und die Sache, die ich Euch jetzt erzählen werde, ist auch irgendwie ganz seltsam. Ich muss leider etwas ausholen, ich hoffe, Ihr habt grad ein Minütchen:
Der Weg zum Elefantenfriedhof

Es begab sich vor gut einem Jahr, dass ich plötzlich nach 5 Jahren die natürliche Progesteronsalbe nicht mehr vertrug. Nach dem morgendlichen Auftragen bin ich auf dem Weg zur Arbeit fast vom Motorroller gekippt. Ich war extrem kurzatmig – und ein Leben mit Allergien befähigt mich zu sagen, dass es kein Asthma war. Ich kannte das Gefühl von der Utrogest, einem recht hoch dosierten Präparat mit naturidentischem Progesteron – als würde man an der Sauerstoffflasche hängen und jemand drehe diese ganz langsam ab und man muss gegen etwas "annatmen". Ein, na, sagen wir mal Unruhegefühl überkam mich, Schwindelgefühl und Zittrigkeit gesellte sich hinzu.
Ohne groß darüber nachzudenken, bog ich zu meiner Hausärztin ab und schleppte mich in das Behandlungszimmer. Ich sagte ihr nach Luft japsend, das Gefühl zu haben, jeden Moment umzukippen, und dass ich befürchte, es sei so was wie eine Hormonkrise. Sie sah mich mit großen Augen an, ich konnte die Fragezeichen hinter ihren Pupille sehen – zugegeben, was sollte sie da auch tun.... Peinlich berührt und in der Hand ein Rezept für Asthma-Spray (?!) verließ ich die Praxis wieder. Vor der Tür traf ich auf eine Bekannte. Wir gingen ein Stück Weg gemeinsam – ich immer noch japsend und zitternd. Kennt Ihr das: Wenn Elefanten spüren, dass sie bald sterben? Dann werden sie von anderen Elefanten zum Elefantenfriedhof begleitet. Genauso kam ich mir vor – nichts ahnend, dass ich in dem Moment von meiner Bekannten in die Wechseljahre begleitet wurde – mit 39.
Ohne groß darüber nachzudenken, bog ich zu meiner Hausärztin ab und schleppte mich in das Behandlungszimmer. Ich sagte ihr nach Luft japsend, das Gefühl zu haben, jeden Moment umzukippen, und dass ich befürchte, es sei so was wie eine Hormonkrise. Sie sah mich mit großen Augen an, ich konnte die Fragezeichen hinter ihren Pupille sehen – zugegeben, was sollte sie da auch tun.... Peinlich berührt und in der Hand ein Rezept für Asthma-Spray (?!) verließ ich die Praxis wieder. Vor der Tür traf ich auf eine Bekannte. Wir gingen ein Stück Weg gemeinsam – ich immer noch japsend und zitternd. Kennt Ihr das: Wenn Elefanten spüren, dass sie bald sterben? Dann werden sie von anderen Elefanten zum Elefantenfriedhof begleitet. Genauso kam ich mir vor – nichts ahnend, dass ich in dem Moment von meiner Bekannten in die Wechseljahre begleitet wurde – mit 39.
Wenn die Eierstöcke Burn Out haben

Es wurden mir einige Wochen später vom Endokrinologen Schwarz auf Weiß diagnostiziert, nur adretter formuliert. In dem Schreiben heißt es: leidet an "ovarieller Erschöpfung". Da hätte man eigentlich drauf kommen können, denn sie haben bei der großen Endo-Sanierung damals ganz schön Federn gelassen.
Nun ist es bei den Wechseljahren ja so, dass sich vor dem Östrogen erst mal das Progesteron verabschiedet. Der Gebärmutterschleimhaut fehlt somit der "Rausschmeißer". Da sitzt man schon mal vor der Frauenärztin, die da meint, man müsse nun "kontrolliert abbluten" (eine Redewendung, die in manchen Mafia-Kreisen sicherlich freudigen Anklang finden würde). Da gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Ausschabung, 2. ein synthetisches Gestagen-Präparat, welches nach dem Absetzen den Laden leer fegt.
Da ich nach langjähriger Erfahrung einen gewissen Respekt vor Hormonen habe, bat ich um den Eingriff. Aus irgendwelchen Gründen wollte meine Ärztin das nicht. Mit selbigen Anliegen sprach ich noch mal in der Uniklinik vor. Der Arzt dort wollte dies ebenfalls nicht. Er meinte, das hätte keine Vorteile für mich und es sei ja immerhin ein Eingriff. Ich hätte mich nie auf den Handel mit den Hormonen eingelassen, hätte er im Ultraschall nicht "Strukturen" erkannt, die keine Endo seien, da müssten man nach den Hormonen noch mal nachschauen.
Nun ist es bei den Wechseljahren ja so, dass sich vor dem Östrogen erst mal das Progesteron verabschiedet. Der Gebärmutterschleimhaut fehlt somit der "Rausschmeißer". Da sitzt man schon mal vor der Frauenärztin, die da meint, man müsse nun "kontrolliert abbluten" (eine Redewendung, die in manchen Mafia-Kreisen sicherlich freudigen Anklang finden würde). Da gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Ausschabung, 2. ein synthetisches Gestagen-Präparat, welches nach dem Absetzen den Laden leer fegt.
Da ich nach langjähriger Erfahrung einen gewissen Respekt vor Hormonen habe, bat ich um den Eingriff. Aus irgendwelchen Gründen wollte meine Ärztin das nicht. Mit selbigen Anliegen sprach ich noch mal in der Uniklinik vor. Der Arzt dort wollte dies ebenfalls nicht. Er meinte, das hätte keine Vorteile für mich und es sei ja immerhin ein Eingriff. Ich hätte mich nie auf den Handel mit den Hormonen eingelassen, hätte er im Ultraschall nicht "Strukturen" erkannt, die keine Endo seien, da müssten man nach den Hormonen noch mal nachschauen.
Kann auch Gestagen die Endometriose aktivieren?

Da nahm ich das Gestagen (Duphaston) natürlich sofort. Zu dem Zeitpunkt hatte ich fast ein Jahr lang kaum noch Endo-Schmerzen, nach fast 25 Jahren!!! (Ein Hoch auf die Wechseljahre!) Und ich dachte, hey, solange es kein Östrogen ist. Doch nach dem Absetzen: die absolute Katastrophe – Endo-Schmerzen von der schlimmsten Art. Gleichzeitig spürte ich auf einmal eine Engstelle in meinem Bauch. Ich konnte kaum noch etwas essen, es ging nichts mehr durch. Ein Proktologe hatte mir mal erklärt, dass der Darm anschwellen kann, selbst wenn die Endo von außen dran sitzt und aktiv ist. Ich denke, genau das war passiert. Aber durch Gestagen??? Ein paar Tage später musste ich wegen eines Darmverschluss notoperiert werden...
Durch das Anschwellen hatte sich der Darm an einem Narbenring, der sich um ihn gebildet hatte, aufgehängt und über sich selbst gestülpt. Es ist meine eigene Theorie, dass dies alles durch das Gestagen in Gang gebracht wurde. Die Endo-Schmerzen sind ohne Hormone danach nicht mehr wieder gekommen. Wie heißt es so schön: Der Körper lügt nie! (Die Strukturen waren im Übrigen doch Endometriose, wie ein anderer Arzt dann diagnostizierte.)
So, und da lese ich letztens in dem schönen Büchlein "Endometriose, die verkannte Frauenkrankheit" von Jörg Keckstein folgende Passage:
"...(T)ierexperimentelle Untersuchungen an Affen, die an Endometriose litten und denen operativ die Eierstöcke entfernt worden waren, ergaben, dass sowohl die alleinige Gabe von Östrogenen als auch die alleinige Gabe von Gelbkörperhormonen das Wachstum der Endometriose unterhalten." (1) – Dä!
Das ist bisher der einzige Hinweis. Mehr habe ich dazu noch nicht gefunden.
Ich wollte das mit Euch teilen. Ich finde, es ist eine wichtige Information, auch wenn sie durch fehlende Erklärungen unvollständig ist. Und vielleicht weiß ja eine von Euch schon mehr darüber und kann es mir mitteilen. Das wäre super!
Übrigens habe ich JETZT das Ok, dass beim nächsten Mal DIREKT ein Eingriff vorgenommen wird und man mir keine Hormone mehr "zumuten" wird. Ist halt wie bei Miss Marple mit der Polizei: Es muss immer erst was passieren ...
Durch das Anschwellen hatte sich der Darm an einem Narbenring, der sich um ihn gebildet hatte, aufgehängt und über sich selbst gestülpt. Es ist meine eigene Theorie, dass dies alles durch das Gestagen in Gang gebracht wurde. Die Endo-Schmerzen sind ohne Hormone danach nicht mehr wieder gekommen. Wie heißt es so schön: Der Körper lügt nie! (Die Strukturen waren im Übrigen doch Endometriose, wie ein anderer Arzt dann diagnostizierte.)
So, und da lese ich letztens in dem schönen Büchlein "Endometriose, die verkannte Frauenkrankheit" von Jörg Keckstein folgende Passage:
"...(T)ierexperimentelle Untersuchungen an Affen, die an Endometriose litten und denen operativ die Eierstöcke entfernt worden waren, ergaben, dass sowohl die alleinige Gabe von Östrogenen als auch die alleinige Gabe von Gelbkörperhormonen das Wachstum der Endometriose unterhalten." (1) – Dä!
Das ist bisher der einzige Hinweis. Mehr habe ich dazu noch nicht gefunden.
Ich wollte das mit Euch teilen. Ich finde, es ist eine wichtige Information, auch wenn sie durch fehlende Erklärungen unvollständig ist. Und vielleicht weiß ja eine von Euch schon mehr darüber und kann es mir mitteilen. Das wäre super!
Übrigens habe ich JETZT das Ok, dass beim nächsten Mal DIREKT ein Eingriff vorgenommen wird und man mir keine Hormone mehr "zumuten" wird. Ist halt wie bei Miss Marple mit der Polizei: Es muss immer erst was passieren ...
Dieser Artikel ersetzt nicht den Rat durch einen Arzt.
(1) Zitat aus: Jörg Beckstein (Hg.): Endometriose, die verkannte Frauenkrankheit. Villach, 1998. S. 58.
Bildnachweise:
Titel: © Martina Liel
Elefanten: CC0 1.0/pixabay.com
Burn Out: © livestockimages/Fotolia.com
Pflanze: CC0 1.0/pixabay.com
(1) Zitat aus: Jörg Beckstein (Hg.): Endometriose, die verkannte Frauenkrankheit. Villach, 1998. S. 58.
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Titel: © Martina Liel
Elefanten: CC0 1.0/pixabay.com
Burn Out: © livestockimages/Fotolia.com
Pflanze: CC0 1.0/pixabay.com
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