Endometriose

Was ist Endometriose?
Das Wort "Endometriose" benutzt man streng genommen für zwei Sachverhalte:
1. Endometriose nennt man es, wenn Zellen, die solchen Zellen ähneln, die man sonst nur in der Gebärmutter, im Gebärmutterhals und in den Eileitern findet, bei Frauen und Mädchen außerhalb der Gebärmutterhöhle oder in ganz seltenen Fällen auch schon mal im Hodengewebe von Männern nach Östrogenbehandlung zu finden sind. Man hat Endometriosezellen sogar schon bei Kleinkindern und Föten gefunden.
2. Endometriose nennt man auch die Frauenerkrankung, die entsteht, wenn diese "falsch platzierten" Zellen Probleme bereiten. Diese Probleme können einzeln oder zusammen auftreten:
- Entzündungen
- Innere Blutungen
- Verwachsungen
- Schmerzen
- Verdrängen und/oder Einengen von Organen durch wucherndes Wachstum, in der Folge eventuelle Funktionsstörungen des jeweiligen Organs bzw. der jeweiligen Organe.
- Eindringen in anderes Gewebe und/oder Organe, in der Folge eventuelle Funktionsstörungen des jeweiligen Organs bzw. der jeweiligen Organe.
- Unfruchtbarkeit.
Endometriose ist nie identisch mit Gebärmutterschleimhaut!
Endometriosezellen haben eine andere mikroskopische Struktur als Gebärmutterschleimhautzellen. Außerdem liegen sie in verschiedenen Entwicklungsstufen vor und haben weniger Hormonrezeptoren als Gebärmutterschleimhautzellen, in manchen Fällen sogar gar keine. In Endometrioseherden findet man Stoffe, wie etwa Enzyme, die es in der Gebärmutterschleimhaut nicht gibt. So verhält sich Endmometriose auch ganz anders.
Es gibt Endometrioseherde, die der Gebärmutterschleimhaut sehr ähnlich sind und wie diese in hormoneller Abhängigkeit reagieren. Allerdings zeigen sich ihre Reaktionen im Absondern von Entzündungsstoffen, was zu Entzündungen und Blutungen im Umgebungsgewebe führen kann. Andere Endometrioseherde erinnern nur noch entfernt an Gebärmutterschleimhaut und sind in ihrer Aktivität unabhängig vom hormonellen Geschehen.

Wo kann Endometriose wachsen?
Der Grad der Beschwerden richtet sich weniger nach der Größe der Endometrioseherde als nach ihrer Lokalisation. Es gibt Frauen mit Endometriose, die Zeit ihres Lebens nichts von ihr mitkriegen. Oft wird die Endometriose dann eher zufällig bei Operationen im Bauchraum entdeckt. Anderen Frauen wiederum bereitet sie die Hölle auf Erden, auch wenn es sich zum Teil sogar nur um kleine Herde handelt. Es gibt die Theorie, dass jede Frau Endometrioseherde hätte. Die Präsenz dieser ist noch nicht die Krankheit. Die Frage in der Wissenschaft ist immer noch, was die Beschwerden hervorruft und warum manche Herde wuchern.
Bevorzugt siedeln sich Endometriosezellen am Bauchfell und an den Eierstöcken an. Gern nisten sie sich auch in Blase und Darm ein, wo sie neben den Schmerzen beunruhigende Symptome wie Blut in Stuhl und Urin verursachen können. Die Endmometriose kommt in manchen Fällen sogar da vor, wo man sie nie vermuten würde: An Herz, Lunge oder sogar im Gehirn.
Endometriose kann knötchenförmig, bläschenartig, polypenförmig, plaqueartig, zystisch oder infiltrativ (eindringend) wachsen. Meist treten Kombinationen dieser Verläufe auf. Es gibt sehr aktive Herde, die man bei Bauchspiegelung oder OP an ihrer roten Farbe erkennt, weniger aktive blauschwarze Herde und inaktive weiß-vernarbte Herde.
Wie oft kommt Endometriose vor?
Die Endometriose ist eine der häufigsten Ursachen für Unfruchtbarkeit. Bei jeder zweiten bis dritten unfruchtbaren Frau liegt Endometriose als Ursache vor. Da Endometriose generell als östrogenabhängige Erkrankung gilt, treten die Beschwerden meistens mit der Geschlechtsreife ein. Mit den Wechseljahren hören die Beschwerden meistens auf, in wenigen Fällen geht die Krankheit danach noch weiter. Schätzungen zufolge leiden etwa 7–15 Prozent aller Frauen im geschlechtsreifen Alter an Endometriose; In Deutschland sind es bis zu 6 Millionen Frauen. Im Jahr kommen etwa 30.000 Neuerkrankungen hinzu. Zwei Drittel aller Patientinnen sind jünger als 35, am häufigsten tritt Endometriose um das 30. Lebensjahr auf.
Endometriose ist nicht heilbar
Eine Tatsache, mit der alle Betroffenen fertig werden müssen: Die Endometriose ist chronisch. Es gibt keine Heilung. Die Ursachen der Erkrankung sind bis heute unbekannt. So können nur die Symptome behandelt werden. Und die Symptome und Folgen der Endometriose sind wegen ihrer Komplexität sehr vielfältig. Oft kommen Schmerzmittel zum Einsatz. In manchen Fällen schickt man die Frauen durch Hormongabe für einige Zeit in die künstlichen Wechseljahre oder man unterdrückt durch die Gabe von Gestagenen die Östrogenbildung der Eierstöcke. Doch nicht alle Formen der Endometriose sprechen auf eine Hormonbehandlung an. Und nicht immer ist diese dann nachhaltig. Auch die operative Entfernung der Endometriose bringt oftmals nur einen kurzfristigen Erfolg. In 75 Prozent der Fälle kommen die Beschwerden innerhalb von zwei Jahren wieder. Und die Schmerzen nehmen kein Ende …
Dieser Artikel ersetzt nicht den fachlichen Rat, z. B. durch einen Arzt.
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Quellen:
Keckstein, Jörg (Hg.): Endometriose. Die verkannte Frauenkrankheit – Diagnostik und Therapie aus ganzheitsmedizinischer Sicht. Diametric (6. Auflage) 2010.
Aktualisiert: 25.01.2017